Wie aus Zahlen Bilder werden

Rezenzierung von Marc Opitz

Was erwartet den Leser?

„Wie aus Zahlen Bilder werden – Wirtschaftsdaten überzeugend präsentiert“ von Gene Zelazny ist ein Klassiker unter den Büchern zur Datenvisualisierung. Die erste Ausgabe ist bereits 1986 erschienen, also vor 30 Jahren. Dementsprechend bezieht er sich auf Visualisierungstechnologien wie Overhead-Folien und Dias. Dennoch kann eine Orientierung „Back to the Roots“ die Augen für das Wesentliche öffnen.

Zelazny befasst sich ausführlich damit, wie das passende Diagramm für die Darstellung von Geschäftszahlen bestimmt wird. Er benennt fünf Grundtypen, die alle mit einer anderen Art von Vergleich zusammenhängen. Ausgehend von einer zu treffenden Aussage und weiter über den Grundtyp gelangt man dann zum passenden Schaubild. Der Autor gibt viele Beispiele und lässt den Leser auch Übungen durchführen. Tipps zu den Schaubildern und ein Abschnitt über die Gestaltung von Dias runden das 160 Seiten umfassende Buch in der 4. Auflage von 1996 ab.

Was hat mein Interesse geweckt?

Im Rahmen eines Reporting-Projekts wurden standardisierte Diagrammtypen entwickelt. Dazu hat das Buch von Zelazny wertvolle Anregungen geliefert. Der Autor nennt fünf Grundtypen von Vergleichen, die jeweils mit bestimmten Diagrammen zusammenhängen:

  • Der Struktur-Vergleich zeigt, welchen Anteil eine Teilmenge an der Gesamtheit hat. Hierzu wird das Kreisdiagramm empfohlen.
  • Der Rangfolge-Vergleich dient dazu, Teilmengen in ihrer Reihenfolge darzustellen. Das bevorzugte Schaubild ist das Balkendiagramm.
  • Der Häufigkeitsvergleich wird mittels Säulendiagramm dargestellt. Die Säulen veranschaulichen die Mengen in verschiedenen Ordnungskategorien.
  • Der Zeitreihen-Vergleich veranschaulicht Veränderungen über die Zeit. Zum Einsatz kommen im Wesentlichen Liniendiagramme.
  • Letztlich visualisiert die Korrelation eine Beziehung zwischen zwei Variablen. Hier wird das Punktdiagramm verwendet.

Was bedeutet das für Unternehmen?

Nichts Neues? Tatsächlich haben wir in Excel und in sämtlichen anderen Analyse-Tools genau diese Diagrammtypen parat. Allerdings – werden sie auch richtig in Unternehmen genutzt? Man wählt Daten aus, klickt auf irgendeinen Diagrammtyp und schaut, was so dabei herauskommt.

„Nichts ist so einfach, dass ein schlechtes Schaubild es nicht komplizieren könnte“, ist eine Aussage von Zelazny. Und tatsächlich führt er einige Beispiele auf, die zu Fehlinterpretationen führen. Seiner Meinung nach wird das Kreisdiagramm zu häufig und vielfach für banale Aussagen eingesetzt. Aus meiner eigenen Praxis weiß ich, dass häufig auch das Säulendiagramm als Allzweck-Darstellung verwendet wird. Bei zeitlichen Verläufen lassen sich Säulen jedoch gut durch Linien oder Flächen ersetzen. Handelt es sich um ein Benchmark – als eine Form der Rangfolge nach Zelazny – ist das Balkendiagramm besser geeignet, u. a. da hier Beschriftungen wesentlich besser zu lesen sind.

So wie jedes Unternehmen ein Corporate Design hat, lohnt es sich auch über unternehmensweit standardisierte Diagrammtypen nachzudenken. Sie geben Orientierung bei der Entwicklung von Reports und Geschäftspräsentationen. Sie führen auch zu qualitätsgesicherten Darstellungen, die jeder Mitarbeiter wiedererkennt und leicht zu interpretieren vermag.

Hinsichtlich der Farbgestaltung ist Vorsicht bei der Übertragung des Firmendesigns auf die Standarddiagramme geboten. Die Farben grün, gelb und rot mögen ja ihre Berechtigung in Unternehmenslogos haben; Säulen, Balken oder Linien sollten diese Farben jedoch nur tragen, wenn deren Symbolgehalt die Aussage des Diagramms unterstreicht. Auch hier hat Zelazny eine Empfehlung. Farben dienen dem Hervorheben, Wiedererkennen, Differenzieren und Symbolisieren. Und er stellt fest: Während Computerprogramme 16.400.000 Farbvarianten darstellen können, sind das 16.399.997 Farben mehr, als er gewöhnlich für ein Schaubild empfehlen würde.

Fazit

Für die Aufbereitung von Daten sollte erst die Aussage festgelegt, dann der Vergleich hergestellt und danach der Diagrammtyp definiert werden – unterstützt durch ein sprechendes Design.

Prozess-orientiertes Reporting

Dr. Marc Opitz

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