The Performance Prism
Rezensierung von Marc Opitz
Was erwartet den Leser?
Kennen Sie die Balanced Scorecard? – „Natürlich!“, werden Sie sagen. Seit vielen Jahren ist sie in aller Munde und wird in Unternehmen eingesetzt. Es gibt aber auch noch weitere Kennzahlen-Konzepte und Scorecards für das Business. Ein Ansatz ist das Performance-Prisma von Neely, Adams und Kennerley. Die drei Autoren beschreiben ihr Konzept im Buch „The Performance Prism – The Scorecard for Measuring and Managing Business Success“. Das Buch wurde im Jahr 2002 zum ersten Mal veröffentlicht. Es umfasst annähernd 400 Seiten und enthält neben konzeptionellen Darstellungen auch zahlreiche Beispiele aus der Praxis.
Was hat mein Interesse geweckt?
Dass Finanzkennzahlen für Unternehmen wichtig sind, steht außer Frage. Zusätzlich hat sich auch die Kundenperspektive als wichtiger Bereich für Kennzahlen etabliert, bspw. durch das Produktmanagement, das Marketing und den Kundenservice. Gewinn, Rendite, Eigenkapitalanteil, Umsatz, Kundenzufriedenheit und noch ein paar interne Kennzahlen – kann das denn allein das Fundament der strategischen Geschäftssteuerung sein? Neely und seine Mitautoren sagen ein klares „Nein“. Aus ihrer Sicht müssen alle relevanten Stakeholder für den Aufbau eines Steuerungssystems betrachtet werden.
Das Performance-Prisma besteht aus fünf Elementen. Auf der einen Seite bilden die Zufriedenheit und der Beitrag der Stakeholder eine Außensicht auf das Geschäftsmodell. Als relevante Stakeholder werden bspw. Investoren, Kunden, Zwischenhändler, Mitarbeiter, Lieferanten, Gesetzgeber, Gemeinden, Aktionsgruppen und Partner genannt. Auf der anderen Seite werden die internen Faktoren Strategien, Prozesse und Fähigkeiten betrachtet. Die Strategien orientieren sich an der Stakeholder-Betrachtung und werden über die Managementebenen detailliert. Die Prozesse beschreiben die Funktionsweise von Unternehmen, wobei die End-to-End-Prozesse mehrere Einzelprozesse umspannen. Messdimensionen sind bei Prozessen die Menge, die Qualität, die Zeit, die Benutzerfreundlichkeit sowie monetäre Größen. Schließlich werden die Fähigkeiten über den Blick auf Menschen, Technologien, Verfahren und Infrastruktur untersucht.
Je Stakeholder führen die Autoren eine detaillierte, in sich konsistente Ableitung von Kennzahlen durch. Die strategischen Stoßrichtungen und insbesondere die fachlich zugeordneten Prozesse geben dem Kennzahlensystem eine Struktur. Das Ergebnis ist eine Success Map. Die Wirkungskette von Messwerten wird visualisiert und mündet in eine zentrale Größe. Ergänzend wird mittels Failure Mode Test ein Risikoszenario aufgebaut, um die Aufmerksamkeit auf mögliche Negativentwicklungen zu lenken. Somit werden sowohl Geschäftschancen als auch Gefahren berücksichtigt.
Was bedeutet das für Unternehmen?
Jedes Unternehmen befindet sich in einem Ökosystem aus Anspruchsgruppen, die mehr oder weniger starken Einfluss nehmen können. Natürlich wollen Investoren eine angemessene Rendite für ihr Wagniskapital und Kunden einwandfreie Produkte und Dienstleistungen erhalten. Darüber hinaus haben Investoren und Kunden aber noch weitere Bedürfnisse und auch Beiträge für den Erfolg des Unternehmens. Dies näher zu betrachten und dabei auch weitere Stakeholder wie Mitarbeiter, Lieferanten, Gesetzgeber, Gemeinden und Pressure Groups zu berücksichtigen, gehört zur obersten Aufgabe der Geschäftsentwicklung und Unternehmenssteuerung. Daher liegt es nahe, in all diesen Feldern geeignete Kennzahlen zu etablieren. Dies ist keine Projektaufgabe aus einer strategischen Initiative heraus, sondern ein kontinuierliches Vorgehen und Weiterentwickeln. Bezugspunkte sind neben den strategischen Zielen auch immer die Geschäftsprozesse und Kernfähigkeiten.
Fazit
Wenn sich der Leser mit strategisch-konzeptionellen Hintergründen eines Performance Measurements befassen möchte, sollte dem Performance-Prisma eine Chance gegeben werden. Man wird mit überzeugenden, konzeptionellen und tiefgründigen Inhalten sowie zahlreichen Praxisbezügen belohnt.